Gruppenarbeiten: 

Vom schwarzem Gold zum weißen Plastik (Kunststoffe)

Oma´s Vase kaputt, was nun? (Klebstoffe)

Morphium fürs Volk (Schmerzmittel)

Alkohl und Drogen

Viagra, Jade, Tupperware - Chemie bestimmt dein Leben



Mörderische Chemie

von Anne Winkler mit Illustrationen von Nicole Bürger

Es war einer dieser verregneten typisch englischen Abende. Es war noch warm vom Tag, aber die Nacht war schonlange angebrochen. Melina Sarinsa stand am Fenster und starrte gedankenverloren hinaus in diese triste Welt. Aber ihre Augen nahmen ihre Umwelt nicht auf. Sie war längst in ihrer eigenen Welt ausschließlich mit ihren Plänen für diesen Abend beschäftigt. Sie machte sich Gedanken über den Mann, dem sie begegnen würde, überlegte was sie anziehen und wie sie ihren Auftrag erledigen würde. Sie sah auf die Uhr. Die Hand zitterte leicht. Sie war nervös. Es war ihr erster Auftrag in diese Richtung. Klar, sie hatte immer schon kleine Aufträge angenommen, wenn sie wieder einmal knapp bei Kasse war. Aber nie in dieser Größenordnung. Wieder sah sie auf die Uhr. Die Zeit schien sie zu verhöhnen, der Zeiger ihrer Uhr, die sie bei einem Kaufhausdiebstahl hatte mitgehen lassen, war nur um fünf Minuten weiter gewandert. Sie hatte noch gut eine Stunde Zeit.

Sie ging zum Schrank und holte eine Flasche Rotwein heraus und legte sich auf das Sofa und kuschelte sich in ein Decke ein um sich vor der Kälte in ihrer Wohnung zu schützen. Die Rechnung für die Heizung hatte sie dieses Mal nicht bezahlen können und so hatte der Mieter ihrdie Heizung abgestellt und wollte sie so zum Zahlen zwin-gen. Langsam kehrte die Wärme in ihren Körper zurück. Sie nahm ein Glas und öffnete die Flasche Rotwein.

Ihr Vater hatte ihr immer gesagt dass eine Flasche Rotwein ihr aus jeder Krise heraus helfen werde. Das galt vielleicht für Spanien oder auch nicht. Sie wusste es nicht mehr. Sie hatte nur sehr schemenhafte Erinnerungen. Aber in ihrem Fall machte der Rotwein wenigstens warm und etwas ruhiger. So verbrachte sie die restliche Zeit. Um zehn Uhr machte sich Melina auf um zum Bahnhof zu gehen. Sie lief schnell durch die engen Gassen. Niemand sah sie an diesem nebligen Abend. Sie erreichte den Bus und fuhr aus ihrem Elendsviertel heraus, in eine Gegend, die feiner war als sie jemals etwas gesehen hatte. Die Häuser waren groß und schön.

Aber an diesem Tag nahm sie die Gegend nicht wahr. Ihre Gedanken beschäftigten sich ausschließlich mit ihrem Auftrag. Den Auftrag hatte sie über Kontaktpersonen erhalten: Er lautete Mr. Kevin Hopskin mundtot zu machen. Jetzt hatte sie das Haus erreicht. Wochen hatte sie sich hier aufgehalten, von jedem nur als einsame frierende Bettlerin bemerkt, wenn überhaupt. Aber niemand hatte gemerkt, dass sie Mr. Hopskin nicht aus den Augen ließ. Sie wusste, dass er einen Ersatzschlüssel im Schuppen versteckte da er seinen oft vergaß. Diesen Schlüssel holte sie sich jetzt und drang unbemerkt in die Wohnung ein. Sie trat ein. Es war still. Nur das Plätschern einer Dusche war zu hören. Aber das überraschte Melina nicht. Sie hatte schon längst heraus, dass Hopskins immer um diese Zeit duschte. Diesen Zeitpunkt hatte sie als den Ungefährlichsten ausgeguckt, da er in seinem Haus auch eine Waf-fe hatte und ihre einzige Waffe war ein Messer.

Die Dusche ging aus. Kevin Hopskin kam aus der Dusche. Es war ein anstrengender Tag gewesen. Der Chef hatte heute unheimlich schlechte Laune und sie wie jedesmal an ihm ausgelassen. Deshalb hatte er sich bemüht alles richtig zu machen was ihm mehr oder weniger gelungen war. Jetzt wollte er nur noch ins Bett und diesen Tag vergessen. Er stand vor dem Spiegel und auf einmal merkte er dass die Tür bewegt worden war und dann sah er auch die Frau. Es war eine gutaussehende Südländerin. Erschrocken drehte er sich um aber es war schon zu spät auch Melina hatte gemerkt, dass er sie gesehen hatte und mit einem eleganten Sprung war sie hinter ihm und stach das Messer in seinen Rücken. Durch den Schmerz und die Angst plötzlich stark, schlug er nach ihr und das Messer fiel ihr aus der Hand. Merlina flüchtete. Das Auge tat ihr weh und die Nase blutete. Aber sie musste diesen Auftrag erledigen. Ihr kam eine neue Idee. Sie zog ihre Nylonstrumpfhose aus und fing wieder an ihr Opfer zu beobachten.

Der arme Hopskin rannte völlig von Sinnen durch das Zimmer und suchte nach jener Frau, die er nicht kannte und bei der er sich auch nicht erklären warum sie ihm etwas böses wollte. Er hatte doch niemand etwas getan. Langsam beruhigte er sich und ging Richtung Schlafzimmer um die Polizei zu benachrichtigen, aber Melina hatte damit gerechnet und erwürgte ihn mit ihrer Strumpfhose. Nach einem verbitterten Kampf ums Überleben, bei dem eine Vase kaputt ging, wurde es schwarz um Mr. Hopskin und er starb. Sein letzter Gedanke war: Warum das alles?

Melina atmete auf. Ihr Auftrag war erfüllt. Der letzte Kampf hatte an ihren Kräften gezehrt. Jetzt hieß es nur noch die Spuren alle zu verwischen, damit niemand ihr auf die Schliche kommen konnte. Als erstes sammelte sie die Scherben zusammen und klebte die Vase, die im Bad auf den Fliesen zersprungen war.

Dann sah sie sich um. Die Wohnung sah ziemlich verwüstet aus, also begann sie aufzuräumen. Bald war das Haus wieder in seinem alten Zustand, nur die Leiche von Mr. Hopskin machte bewusst, dass hier etwas ganz und gar nicht so war wie es sein müsste. Um die Leiche musste sie sich aber nicht kümmern, das werden ihre Kontaktmänner erledigen. Sie sah sich nochmal in der Wohnung um, dabei kam sie auch wieder ins Bad. Sie sah in den Spiegel, ihr ganzes Kleid war mit Blut verschmiert. So ein Mist, das konnte sie vergessen. Schließlich konnte sie ja schlecht in eine Reinigung gehen und das mit Blut befleckte Kleid zum Reinigen geben.

Also nahm sie sich vor es zu verbrennen. Mit einem letzten Blick in die Wohnung ihres Opfers verließ sie die Gegend und fiel zu Hause todmüde ins Bett. Als sie am nächsten Morgen aufwachte, kamen ihr die Erlebnisse des letzten Abends wie ein böser Traum vor. Sie ging ins Bad um sich zu waschen, aber als sie einen Blick in den Spiegel warf, und das Auge, das Mr. Hopskin bei dem Kampf getroffen hatte, hatte sich blau und lila gefärbt. Mit viel Mühe schminkte sie das blaue Auge weg. Zufrieden betrachtete sie das Resultat im Spiegel: Nichts mehr zu sehen. Plötzlich klingelte es an der Tür. Wer konnte das nur sein? Sie öffnete die Tür und es war die Polizei.


Was hatte sie nur falsch gemacht ???